BALDUIN MÖLLHAUSEN
Die Bilder


Wo sind die Ölbilder geblieben?

In einem Brief vom 8. August 1872 an Franz Brümmer hat Balduin Möllhausen geschrieben:

      "... Ich wohne noch immer in Potsdam; 8 - 9 Monate schreibe ich, 3 - 4 gönne ich mir Ruhe, d. h. ich beschäftige mich mit Aquarellen u. Ölmalereien, wozu mir meine werthvolle u. reichhaltige Sammlung von Reiseskizzen den unerschöpflichsten Stoff liefert. ..."

Das Bemerkenswerte an diesem Brief ist die Aussage, daß Möllhausen sich mit Ölmalereien beschäftigte - bemerkenswert deshalb, weil man bisher ausschließlich Zeichnungen und Aquarelle kannte. Man glaubte auch, daß alle Bilder, die Möllhausen am Ende seines Lebens noch besessen hatte, von ihm für die Schenkungen an die Berliner Sammlungen aufgelistet worden seien - Ölgemälde befanden sich darunter nicht.
Wo waren die Ölbilder geblieben?

Am 30. November 2004 erhielt ich folgende eMail:

      Sehr geehrter Herr Remy,

      ich schicke Ihnen in der Anlage die Abbildungen zweier Gemälde von Balduin von Möllhausen, die meine Großmutter , Margarethe Bronisch, geb. von Homeyer, von ihrem Großonkel geschenkt bekommen hat. Vielleicht interessiert Sie das Vorhandensein dieser Bilder. Mich würde interessieren, welche Landschaften darauf dargestellt sind und wann sie entstanden sein könnten.

      Mit freundlichen Grüßen, Matthias Bronisch

Zunächst war ich hinsichtlich der Zuschreibung sehr skeptisch, da ja Ölgemälde bisher völlig unbekannt waren. Erst als ich von Prof. David H. Miller Angaben zu den Motiven und den Hinweis auf ähnliche Zeichnungen erhalten habe und auch die Signaturen in Großaufnahme betrachten konnte, war ich sicher, daß es sich um echte "Möllhausens" handelte. Dr. Peter Bolz, der Leiter der Amerika-Abteilung des Ethnologischen Museums in Berlin-Dahlem schrieb dazu:

      "... Auf jeden Fall kann man sagen, dass die "Entdeckung" von Ölgemälden Möllhausens eine kleine Sensation in Bezug auf sein Bildnerisches Werk darstellen und ihm eine neue Dimension hinzufügen. Von daher wäre es auf jeden Fall wünschenswert, wenn man die Bilder in absehbarer Zeit publizieren könnte. ..."

Andreas Graf hat bei seinen Recherchen zur Familiengeschichte von Balduin Möllhausen natürlich auch Material über die Familie von Möllhausens Mutter, die "von Falkensteins" gesucht. Neben den reinen Lebensdaten der zahlreichen adligen Verwandschaft fand er aber nur wenig Informationen über die tatsächlich bestehenden Beziehungen zwischen Möllhausen und dem mütterlichen Teil der Verwandtschaft. Wohl der einzige reale Hinweis auf die Existenz solcher Beziehungen sind Eintragungen in Möllhausens Gästebuch anläßlich seines achtzigsten Geburtstags.
Andreas Graf schreibt:

      "... Dem späteren Schriftsteller Balduin Möllhausen haben die genealogischen Kuriositäten seiner mütterlichen Familie - treue Spiegel einer ständischen Gesellschaft im Umbruch - zum Vorbild gedient für zahlreiche literarische Happy ends, die er am Schluß seiner Romane - per radikaler Querverheiratung aller Beteiligten - häufig inszenierte. Seine eigenen zahlreichen adligen Tanten, Onkels und Cousins waren ihm fast stets einen verwickelten Handlungsstrang wert, und zu deren in Warmbrunn in Schlesien sitzenden realen Vertretern hielt er mit seiner eigenen Familie ein Leben lang regen Kontakt. ..."

Nun hat Matthias Bronisch mit der spannenden Schilderung vom Schicksal der beiden Bilder einen weiteren Beleg für die Existenz engerer Kontakte zwischen Möllhausen und dem mütterlichen Zweig seiner Familie geliefert:

      "Meine Großmutter, Margarete Bronisch, ist eine geb. von Homeyer. Ihre Großmutter väterlicherseits war Ferdinande Freiin von Falkenstein (17.01.1803 - 31.03.1871), die eine Schwester von Möllhausens Mutter ist. Möllhausen war also ein Großonkel meiner Großmutter. Er soll, nach Aussage meines Onkels Paul Bronisch, der Bilhauer war, die beiden Bilder seiner Großnichte vererbt haben. Die Großmutter Bronisch hat die beiden Bilder meinem Vater, Dr. Gerhard Bronisch, Kunsthistoriker und Kustos der Provinzialregierung Pommerns in Stettin, weiter gegeben. Sie hingen in unserer Wohnung in Finkenwalde und später in Stettin. Bei der Flucht vom Evakuierungsort im Schloss Wildenbruch nach Bad Essen, in das Elternhaus meiner Mutter, blieben die Bilder und die Bibliothek meines Vaters in Stettin zurück.
      Ein Pfarrer, dessen Namen wir leider nicht mehr kennen, den mein Vater aber wohl bei seiner Aufnahme der Bau- und Kunstdenkmäler Pommerns kennen gelernt hatte, hat sowohl die Bilder als auch Bücher und Möbel zuerst mit in die DDR genommen und nach seiner Pensionierung Anfang der 60er Jahre nach Hamburg. Von dort habe ich mit einem Lastwagen alles nach Bückeburg gebracht, wo meine Mutter inzwischen lebte.
      Vor ca 15 Jahren hat meine Mutter mir die beiden Gemälde geschenkt, die jetzt bei uns in Bielefeld hängen.
      "

I.5.e.1
© Matthias Bronisch

Natürliche Brücke


Öl auf Leinwand
ca 37 x 52,5 cm
signiert u. l. im Bild: Möllhausen

Bemerkung

    Eine Vorlage für dieses Ölgemälde war wohl die (unten abgebildete) Zeichnung im Skizzenbuch 3. Das ursprüngliche Motiv ist der Colorado-Expedition zuzurechnen. Eine natürliche Brücke befindet sich im Navaho Reservat in der Gegend von Fort Defiance an der Arizona-Neu Mexico-Grenze. Möllhausen hat das Motiv am 17. Mai 1858 skizzert. Der dazugehörende Text befindet sich in Reisen, II. Band, Kapitel 30, Seiten 222-223.
    Wann es gemalt wurde, ist nicht feststellbar, vermutlich nach 1870.
    Die natürliche Brücke wurde von Möllhausen in künstlerischer Freiheit stark romantisiert.

    Bei Herrn Matthias Bronisch bedanke ich mich für die Überlassung der Vorlage und für die Erlaubnis, das Bild zeigen zu dürfen.

Ähnliche Bilder:

    I.5.d.31
    © Familie Möllhausen
    Skizzenbuch 3

    Natürliche Brücke. 17. Mai



I.5.e.2
© Matthias Bronisch

Mission San Fernando


Öl auf Leinwand
ca 37 x 52,5 cm
signiert u. r. im Bild: Möllhausen

Bemerkung

    Eine Vorlage für dieses Ölgemälde ist nicht bekannt. Das Motiv ist der Colorado-Expedition zuzurechnen. Es handelt sich um die Mission San Fernando, die M. am 12. Nov. 1857 besucht hat. Der dazugehörende Text befindet sich in Reisen, Band I, Kap. 32.
    Wann es gemalt wurde, ist nicht feststellbar, vermutlich nach 1870.
    Von der selben Vorlage stammt vermutlich die im Jg. 1861 der Zeitschrift "Der Hausfreund" abgedruckte Möllhausenillustration.

    Bei Herrn Matthias Bronisch bedanke ich mich für die Überlassung der Vorlage und für die Erlaubnis, das Bild zeigen zu dürfen.

Ähnliche Bilder:

    II.7.1
    Der Hausfreund. Jg. 1861

    Die Mission San Fernando


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