BALDUIN MÖLLHAUSEN |
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Wie kommen Kamele auf Möllhausen-Bilder? |
I.3.b.29
Jeff Davis, Kriegsminister, schickte im Jahr 1855 Major Henry C. Wayne und Leutnant D. D. Porter nach Kairo, Smyrna und anderen Orten im nahen Osten um die besten Kamele auszusuchen und in die Staaten zu bringen, wo sie als Lasttiere in den südlichen Wüsten, als Ersatz für die weniger leistungsfähigen Pferde und Maultiere, verwendet werden sollten. Major Wayne landete mit 33 Tieren (9 Dromedare zum Reiten, 23 Lastkamele und 1 Kalb) und 6 Arabern (davon ein Beduine und "Kamel-Doktor") am 14 Mai 1856 in Indianola, Texas. Die Tiere wurden nach San Antonio gebracht, wo Major Wayne mit der praktischen Erprobung der Fähigkeiten der Kamele begann. Die Ergebnisse waren sehr zufriedenstellend - 3 Kamele konnten mehr Gewicht tragen, als 6 Maultiere mit einem Wagen ziehen konnten und waren dabei doppelt so schnell. Am 17.Februar 1857 wurde in Indianola eine zweite Herde angelandet.
Sein Weg führte durch die Zuni-Dörfer nach Navaho Springs, südlich an den San Francisco Mountains vorbei und kreuzte schließlich den Colorado 125 Meilen oberhalb der "Needles".
Möllhausen hatte aber, schon bevor er zum "Beale`s Crossing" kam, zuerst in Los Angeles, wo er auch Beale persönlich kennen lernte, und dann am Tejon-Paß in Bishops Farm tatsächlich Kamele gesehen. Er hat die Merkwürdigkeit dieser Begegnung in einer erfundenen Szene (Skizzenbuch 2) zum Ausdruck gebracht und in den "Reisen" schildert er seine Erlebnisse:
Die Vorbereitungen zum Aufbruch nahmen unsere Zeit so sehr in Anspruch, und Lieutenant Beale hatt so viel mit dem Entlassen seiner dort überflüssig gewordenen Leute zu thun, daß wir nur kurze Begrüßungen mit einender wechseln konnten. Da indessen unser beiderseitiges Ziel Fort Tejon war, wo am Rande des Tulare-Thales bei einem californischen Schafzüchter die zweiundzwanzig Kameele der Expedition überwintern sollten, so fand ich noch mehrere Male Gelegenheit genauere Nachrichten über "die Einführung der Kameele in Amerika" einzuziehen. ..." Reisen, S.28 "... Wenige Schritte von der Wohnung rieselt im Schatten hoher Eichen eine klare Quelle aus dem steinigen Boden, und um dieselbe herum erblickt man stets Pferde, Kühe, einige verzogene Ziegen und Schaafe, Hühner, Truthühner, und zwischen allen Hausthieren, ebenso zahm wie diese, zwei muthwillige Elkhirsche. An dem Abend, an welchem wir anlangten, wurde der Charakter der Farm auf eigenthümliche Weise durch die von Lieutenant Beale und Torborn zurückgelassenen Dromedare verändert, die mit stoischer Ruhe in der Mitte des Hofes der Ruhe pflegten und für weiter nichts, als die unterhaltende Arbeit des Wiederkäuens Sinn zu haben schienen. Mr. Bishop empfing uns auf seinem Hofe, und lud uns sogleich ein, bei ihm zu übernachten. Die Anwesenheit seiner Frau aber, einer jungen hübschen Amerikanerin, (beiläufig, wenn auch nicht gerade zart, gesagt, in dortiger Gegend und damaliger Zeit ein fast ebenso seltene Erscheinung, wie die Dromedare), veranlaßte uns, die gastfreundliche Aufforderung nur in so weit anzunehmen, daß wir unsere Gesellschaft für den ganzen Abend zusagten, zum nächtlichen Aufenthalt dagegen das Zelt in einem geeigneten Winkel aufschlagen ließen. Nach den ersten Begrüßungen, die gemäß eines sehr lobenswerthen Brauches von ceremoniellen, gefüllten Bechern begleitet waren, mußten vor allen Dingen die Dromedare in Augenschein genommen werden, die bei unserer Annäherung ihre Unzufriedenheit über die in Aussicht stehende Störung zu erkennen gaben, indem sie auf mürrische Weise gurgelnde Töne ausstießen. Wie sich nicht anders erwarten ließ, mußten die Thiere, wie gewöhnlich bei der Ankunft von Fremden, ihre Gelehrigkeit dadurch beweisen, daß sie sich auf Befehl niederlegten und wieder aufstanden, wobei es natürlich nicht an der entsprechenden Bewunderung fehlte. Ich kann es nicht läugnen, die Anwesenheit der ägyptischen Lastträger auf dem amerikanischen Boden gewährte mir viel Freude, doch unterhielt unseres Negers Erstaunen mich an diesem Abend mehr, als alle Kunststückchen, zu welchen die armen Thiere fortwährend gequält wurden. Sprachlos vor Erstaunen schritt Louis um die Thiere herum und besah sie genau von allen Seiten; endlich fand er die Worte; "I want to know" rief er aus , "ich möchte wissen, ob des Niggers Vaterland wirklich das Vaterland dieser schrecklichen Thiere ist?" "Natürlich, Einfaltspinsel!" antwortete Lieutenant Mercer, "wenn in Afrika ein Neger geboren wird, so setzt man ihn auf ein Kameel, und dann muß er sein ganzes Leben hindurch auf demselben sitzen bleiben.!" "mighty strange, mighty strange," (sehr merkwürdig) bemerkte Louis, "aber ich kann`s nicht glauben." Nach einer Pause fuhr er fort: "ich möchte wohl der erste Nigger sein, der in Amerika auf einem Kameel gesessen hat!" "Das kannst Du haben, Freund," rief Bishop, indem er das größere Dromedar zum Niederknieen zwang, "jetzt stelle Dich nur hinter dasselbe und schwinge Dich hinauf!" Louis machte sich bereit, das Thier aber, nicht gewohnt, sich auf diese Art besteigen zu lassen, wendete seinen Kopf rückwärts, zeigte Louis die langen Zähne und schnob ihn verdrießlich an. Louis zauderte, fragte, ob ihn das "Monster" beißen würde, und als man ihm die Frage verneinte, sprang er hinauf und versuchte sich mit seinen langen Armen an dem breiten Höcker fest zu klammern. Kaum berührte er aber den Rücken des Thieres, als dieses, noch ehe er Zeit gewann, sich in`s Gleichgewicht zu bringen, wie ein Blitz emporschnellte, und durch die ungestüme Bewegung den armen Neger hoch in die Luft schleuderte. Louis` Schädel kam, als Schwerpunkt der knochigen Gestalt, natürlich zuerst mit der Erde in Berührung, und zwar mit einer Heftigkeit, daß der feste Kiesboden dadurch erschüttert wurde, und ich nicht anders glauben konnte, als daß der lustige Junge nie wieder aufstehen würde. Louis stand aber dennoch auf, rieb sich vergnügt mit der Hand über das wollige Haupt und bemerkte wohlgefällig: "Jedes weißen Mannes Schädel würde bei dieser Gelegenheit zu Scherben geworden sein; wenn ich auch nicht der erste Nigger bin, der in Amerika ein Kameel geritten hat, so bin ich doch wenigstens der erste, der von einer solchen ungestaltenen Bestie abgeworfen worden ist." Die Quälerei der Dromedare erreichte hier ihr Ende, wir schritten dem Hause zu, wo wir von der freundlichen Mrs. Bishop, an einem mit duftendem Braten beladenen Tische, erwartet wurden. ..." Reisen, S.85 Noch kurz zum weiteren Schicksal der Kamele: sie wurden noch verschiedentlich als Lasttiere verwendet. Die Amerikaner hatten aber Probleme, mit ihnen umzugehen, und so wurden die restlichen 14 Tiere im Jahr 1863 in Arizona freigelassen. 1876 fingen zwei Franzosen etwa 30 umherstreifende Tiere ein und verwendeten sie in Nevada als Lasttiere zum Transport von Salz und Holz. Als die einheimischen Maultiertreiber drohten, sie zu erschießen, brachten sie die Franzosen zu einem Bergwerks-Camp in Sonora. Das folgende Bild aus dem Bestand der California Historical Society zeigt die Kamele im Camp. Man hat dann von dieser Gruppe nichts mehr gehört.
Nach Zeitungsberichten aus dem Jahr 1879 lebte eine größere Menge wild am Rio Gila in Arizona. Nach einem weiteren Zeitungsbericht aus dem Jahr 1881 sollen sich 9 Tiere in einem Zirkus in Kansas City befunden haben.
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