I.1.a.2
Nachlass Herzog Paul Wilhelm
Charles Camp-Negative

Prof. Dr. David H. Miller

[Büffel in einer Schlucht]
[Buffalo in Ravine]

(Möllhausen und Herzog Paul beobachten einen Büffel)

sign.: B.Möllhausen

Die Charles Camp-Negative:

    Im Oktober 1935 fotografierte Dr. Charles L. Camp zusammen mit seiner Frau Jessie auf 69 Filmrollen die in der Landesbibliothek Stuttgart aufbewahrten Nachlaß-Papiere des Herzogs Paul Wilhelm von Württemberg. Teil dieser "Prince-Paul-Papers" waren Zeichnungen, die Möllhausen 1850 für den Herzog angefertigt hatte.

    Die Camp-Negative sollen sich unregistriert in der Lovejoy-Bibliothek der Southern Illinois University befinden. Die Lovejoy-Bibliothek hat über diesen Bestand keine detaillierte Kenntnis.
    Kopien befinden sich im Besitz von Prof. Dr. David H. Miller, bei dem ich mich für die Überlassung der Vorlage für das hier gezeigte Bild herzlich bedanke.

    Die Original-Tagebücher des Herzogs mit allen Zeichnungen und Bildern wurden in der Württembergischen Landesbibliothek in der Nacht vom 12. zum 13. September 1944 bei einem Bombenangriff vernichtet.

Texte:

    Reisen in die Felsengebirge Nord-Amerikas bis zum Hoch-Plateau von Neu-Mexico, unternommen als Mitglied der im Auftrage der Regierung der Vereinigten Staaten ausgesandten Colorado-Expedition. Von Balduin Möllhausen. Mit 12 vom Verfasser nach der Natur aufgenommenen Landschaften und Abbildungen von Indianer-Stämmen, Thier- und Pflanzenbildern in Farbendruck, nebst einer Karte. Eingeführt durch zwei Briefe Alexander von Humboldt's in Facsimile. Erster Band.- Leipzig: Otto Purfürst. o.J. (1861).
    Sechzehntes Kapitel. Fortsetzung der Erzählung der Abenteuer am Nebraska.

    ... Ich schaute um mich, doch wer vermag das Entzücken zu beschreiben, welches ich empfand, als ich in einer der Nebenschluchten die zottige Gestalt eines ruhenden Büffels erblickte. Ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu dürfen, denn die Regionen der Büffel lagen weit hinter uns, und Wochen waren vergangen, seit wir die letzten Nachzügler der großen Heerden gesehen hatten. Ich täuschte mich aber nicht, denn deutlich erkannte ich den riesenhaften Gesellen, als er seinen mähnigen Kopf etwas zur Seite neigte. Alle meine Leiden waren plötzlich vergessen, ich eilte dem Herzog nach, um ihm die glückliche Nachricht mitzutheilen, und zugleich meine Büchse aus dem Wagen zu nehmen. Auch der Herzog zweifelte anfänglich, hier noch auf Büffel zu stoßen, und gab als einzige Möglichkeit zu, daß vielleicht ein abstreifender Stier vor den Prairiebrand gerathen, von demselben bis hierher gehetzt war, und endlich in der Schlucht einen Zufluchtsort gefunden habe.
    Wir ließen die Pferde also ruhig stehen, ergriffen unsere Büchsen und begaben uns nach der Richtung hin, wo ich unser Opfer ausgekundschaftet hatte. Als wir den Rand der Tiefe erreichten, erblickten wir den Büffel gerade unter uns; er befand sich in guter Büchsenschußweite, und um ihn nicht durch unzeitige Bewegung zur Flucht zu veranlassen, beschlossen wir, von der Höhe herab auf ihn zu schießen. Der Wind war furchtbar und erlaubte uns kaum festzustehen und zu zielen, doch der Hunger und die Aussicht auf frisches Fleisch kräftigte unsere Arme; die Schüsse krachten, der Büffel sprang auf und schritt schwer getroffen von dannen. Wir folgten ihm auf der Höhe nach, und zwei Kugeln schossen wir ihm noch durch den Leib, ehe wir ihn zum Stehen brachten.
    Es war ein trauriger Anblick, den kraftvollen Stier zu beobachten, wie er seine Füße spreizte und sich vor dem Zusammenbrechen zu wahren suchte, doch die Kugeln waren tödtlich gewesen, geronnenes Blut entstürzte seinem Halse und seinen Nüstern, der Koloß wankte und bald darauf dehnte er sterbend seine Glieder auf dem gedörrten Rasen. ...

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