VERLAG VON OTTO JANKE
und die DEUTSCHE ROMAN-ZEITUNG[ 1 ]


Der Beginn der DEUTSCHEN ROMAN-ZEITUNG im Jahr 1864 fiel in eine Blütezeit der deutschen Romanproduktion. Nachdem 1848 die Zensur aufgehoben worden war, verdrängten deutsche Romane zunehmend die Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen aus ihrer bis dahin marktbeherrschenden Stellung.

Otto Janke (1818-1887)

Otto Janke

Otto Janke (1818-1887), ein äußerst erfolgreicher Verleger, der auch schon einige Zeitschriften herausgegeben hatte (ab 1851 die BERLINER MUSTER- UND MODENZEITUNG, später unter dem Namen VICTORIA eine der bekanntesten Zeitschriften ihrer Art und ab 1856 die berühmte Jugendzeitschrift PUCK), war 1860, bevor er Friedrich Spielhagen mit dem Roman PROBLEMATISCHE NATUREN als Autor in seinen Verlag aufnahm, ganz auf seinen Buchverlag (seit 1850) konzentriert.

Mit Spielhagen glaubte er, den idealen Leiter für eine Zeitschrift gefunden zu haben und gründete dann, nachdem er mit Spielhagen einig geworden war, 1862 die DEUTSCHE WOCHENSCHRIFT.

Da die Zeitschrift ein Mißerfolg war, beschloß Otto Janke sie in eine wöchentlich erscheinende Romanzeitung umzuwandeln. Er suchte nur noch einen geeigneten Autor, mit dem er beginnen konnte. Er fand ihn in Wilhelm Raabe, der sich mit seinem Erstlingsroman DIE CHRONIK DER SPERLINGSGASSE schon einen Namen gemacht hatte. Die DEUTSCHE ROMAN-ZEITUNG startete offiziell am 1.Januar 1864, die erste Nummer erschien im November 1863 mit dem Roman DER HUNGERPASTOR von Wilhelm Raabe, der der DEUTSCHEN ROMAN-ZEITUNG bis zu seinem Lebensende verbunden blieb. Auch Balduin Möllhausen war schon im ersten Jahrgang mit sechs unter dem Titel RELIQUIEN zusammengefaßten Erzählungen vertreten. Die Sammlung erschien dann anschließend um 6 Erzählungen erweitert bei OTTO JANKE als Buch. Im zweiten Jahrgang war dann der Roman DIE MANDANENWAISE enthalten, von dem Janke ebenfalls nach dem Zeitschriftenabdruck die Buchausgabe herausbrachte. In den folgenden 20 Jahren veröffentlichte Möllhausen 14 Werke im Umfang von 51 Bänden im VERLAG OTTO JANKE, 7 davon zuerst in der DEUTSCHEN ROMAN-ZEITUNG.

Gustav Janke

Gustav Janke

In den achtziger Jahren begann sich Otto Janke aus dem Verlag zurückzuziehen, 1885 ging der Verlag endgültig an seine Söhne Gustav und Richard über.
Dies war auch die Zeit, in der sich Möllhausen von dem Verlag trennte. Der letzte Abdruck in der Roman-Zeitung (DER SCHATZ VON QUIVIRA) erschien 1880 und sein letzter bei Janke erschienener Roman war DIE TRADER (1884), von welchem anscheinend mit Wissen des Verlags mit einem geänderten Titel Geschäfte gemacht wurden:

Richard Janke

Richard Janke
    Ich hatte dieser verrufenen Firma die 3bändigen 'Trader' verkauft mit der Berechtigung des Abdruckes in Zeitungen. Alles ging gut, der Roman war seit einem halben Jahr in Buchform erschienen - noch keine zwei Jahre ist es her - da erscheint plötzlich in einem elenden Colportage-Journal in 26 verschiedenen Städten von Hamburg aus die ganzheft angekündigte neueste Arbeit von B.M. eine Perle etc., u. unter dem Titel 'Verschollen'. Der Zufall führte mir solch Heft in die Hand u. da erkenne ich in dem 'Verschollenen' meine 'Trader' wieder. Auf meine Reklamation erklärte Janke, er habe die Titeländerung - ich nenne sie Fälschung - nicht erlaubt, der Hamburger dagegen behauptet, Janke gefragt u. die Nichtbeantwortung als stumme Einwilligung betrachtet zu haben. Ich ging zum Staatsanwalt, Oberstaatsanwalt, Alles vergeblich, u. so blieb mir nichts anderes übrig, als in den mir erreichbaren Zeitungen die Geschichte zu verkünden. Trotzdem ist jüngst von Görlitz aus eine darauf bezügliche Anfrage an mich ergangen. Der Leser beider Titel muß mich für einen Betrüger halten [...]

Brief (29.1.1886) von Möllhausen an Kürschner, zitiert nach Graf, Tod der Wölfe, 1991

In der DEUTSCHEN ROMAN-ZEITUNG erschienen Romane und Erzählungen fast aller bekannten zeitgenöschen Schriftsteller. Sie prägte über Jahrzehnte das Bild der deutschen Literatur.

Im Jahr 1911 kaufte der Verlag die von der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart herausgegebene, von Dr.Rudolf Presber geleitete DEUTSCHE ROMAN-BIBLIOTHEK, die einzige vergleichbare deutsche Zeitschrift, und verschmolz sie mit der DEUTSCHEN ROMAN-ZEITUNG.





Erster Umschlag
Erster Umschlag 1863 bis 1887

Amerikanischer Umschlag
Umschlag der amerikanischen Ausgabe
1870 bis 1874



[ 1 ] Weitere Informationen über die Deutsche Roman-Zeitung