Hermann Costenoble

Obwohl der unentschlossene und Risiken abgeneigte Hermann Costenoble, Hauptverleger von Friedrich Gerstäcker, auf eine Anfrage schon 1862 von Gerstäcker die nachfolgende, wohl ausschließlich von Mißgunst und Erfolgsneid diktierte Antwort erhielt, erschienen bei ihm in einem Zeitraum von über 30 Jahren 12 Werke von Möllhausen.

    ... Apropos die Möllhausischen Bücher, über die Sie von mir ein Urtheil wollten. Mein guter Herr Costenoble, ich gebe Ihnen das nicht gern, da Hr. M. gleichen Stoff mit mir behandelt, wenigstens ein gleiches Terrain hat. So viel kann und muß ich Ihnen aber sagen, daß es meiner Meinung nach der reine Schund ist, & ich meinen Namen nicht um vieles Geld unter einem dieser Bücher haben möchte. Ich will mich verbindlich machen einen solchen Roman einer Anzahl Stenographen in drei Tagen zu diktieren.
    Das aber natürlich nur unter uns. Die Leihbibliotheken werden sie kaufen, denn es ist deren Futter: Spieß & Cramer*) ins Amerikanische übersetzt, mit lauter unmöglichen Charakteren.
    *) Christian Heinrich Spieß (1755-1799) und Carl Gottlob Cramer (1758-1817), Verfasser von noch in den ersten Jahrzehnten des 19.Jh. beliebten Ritter- und Räuberromanen.

Brief vom 7.6.1862 und Fußnote nach:
William H. McClain und Liselotte E. Kurth-Voigt: Friedrich Gerstäckers Briefe an Hermann Costenoble.
(in)
Archiv für Geschichte des Buchwesens, Band XIV, 1974.

Bildausschnitt: Graf, Tod der Wölfe

Warum es zwischen 1868 und 1884 zu einer Pause in der Zusammenarbeit kam, ist nicht genau bekannt. Vielleicht hat Otto Janke zu dieser Zeit besser gezahlt - daß es Probleme mit den Finanzen gegeben hat, geht aus einem Brief (vom 26.1.1886) von Möllhausen an Joseph Kürschner hervor:

    ... Leider erhielt ich den Bericht über die famose Costenoblesche Geschäftspraxis aber zu spät, ich konnte deshalb den Contrakt mit dem edlen Herrn nicht mehr rückgängig machen, der auf ein teils in mehreren Zeitungen erschienenes Werk lautete. Nun kommen immer noch keine Correkturen, u. hege ich den Verdacht, daß dieser ? ? ? die Buchung eben zu verzögern trachtet, um, anstatt umbuchen, wie ich erlaubte, noch vorher einen Abdruck in irgend einer Zeitschrift folgen zu lassen; echt Otto Jankesche Praxis. Ich habe mich daher bemüßigt gefunden, diesem an den Pranger gestellten "Guten Jungen" eine Faust zu machen, die ihn hoffentlich zur Vernunft bringt. Ich schrieb ihm nämlich, hören u. erstaunen Sie: "Ihre Praxis erscheint mir räthselhaft. Wie kann der Chef einer namhaften etc. die an mich zu sendenden Contrakte unterschreiben. Ohne sie gelesen und berichtigt zu haben?" Da standen nämlich 200 Mark zu wenig, u. der 'gute Chaz' macht seinen Sekretair für den Irrthum verantwortlich. Ferner bat ich den Biedermann, mir zu erklären, weßhalb er einem nothleidenden Schriftsteller 6% Zinsen für Vorschüße berechnet, wogegen er mich jetzt förmlich anbettelte, ihm die erste Ratenzahlung zwei Monate zu stunden. Ich ging harmlos darauf ein, anstatt ich dem guten Jungen den Stuhl vor die Thür hätte setzen sollen. ...

Hermann Costenoble (1826-1901) gründete seinen Verlag zusammen mit Gustav Remmelmann 1850 in Leipzig. Schon ab 1851 führte er den Verlag allein. 1864 erfolgte der Umzug nach Jena.

Costenoble wurde vor allem als Verleger der Werke von Friedrich Gerstäcker bekannt.



Von Balduin Möllhausen sind bei Costenoble erschienen

1861

REISEN IN DIE FELSENGEBIRGE NORD-AMERIKAS BIS ZUM HOCH-PLATEAU VON NEU-MEXICO, UNTERNOMMEN ALS MITGLIED DER IM AUFTRAGE DER REGIERUNG DER VEREINIGTEN STAATEN AUSGESANDTEN COLORADO-EXPEDITION.

DER HALBINDIANER

1862

DER FLÜCHTLING

1863

DER MAYORDOMO

PALMBLÄTTER UND SCHNEEFLOCKEN

1864

DAS MORMONENMÄDCHEN

1867

DER MEERKÖNIG

NORD UND SÜD

1868

DER HOCHLANDPFEIFER

DAS MORMONENMÄDCHEN
2.Auflage

1871

DAS MORMONENMÄDCHEN
3.Auflage

1877

DER HOCHLANDPFEIFER
2.Auflage

1884

DER HAUSHOFMEISTER

1886

WILDES BLUT

1891

HAUS MONTAGUE

1894

DER TALISMAN